Bauplatz für den Autobahnzubringer? MEIENMOOS/LERCHENBODEN 2014

Argumente

Etappieren

Die beiden Unterführungen Buchmatt und Spital (Ersatz der heutigen Bahnübergänge) werden unbestritten eine Verbesserung des Verkehrsflusses mit sich bringen. Wieso also nicht zuerst diese beiden bauen und danach entscheiden, was zusätzlich nötig ist?

"Zeitgewinn"

Ein wichtiges Argument für Berufspendlerinnen und Aussendiensmitarbeiter: die Fahrt durch Oberburg und Hasle kostet vielzuviel Zeit. Stau ist ein Phänomen des Empfindens: langsam im Kolonnenverkehr fahren löst keine derart negativen Gefühle aus, wie Stop-and-go-Verkehr. Staus wird es an anderen Orten weiterhin geben. Und die paar Minuten Zeitgewinn sind in wenigen Jahren durch den Mehrverkehr wieder neutralisiert.

Finanzen

Der Tunnel Oberbrug kostet ein Vermögen - nicht nur im Bau, sondern auch im Unterhalt. Der Kanton will drei Quellen anzapfen: 1. Den Investitionsspitzen-Fonds: ursprünglich für öV-Projekte gedacht, jetzt für die Strassen Oberaargau und Emmental "umgewidmet". 2. Bundesgeld aus dem Agglomerations-Programm. Der Zubringer Emmental entspricht aber nicht den Richtlinien für diese Gelder; nur nach sehr viel Lobbying haben National- und Ständerat zugestimmt. 3. Geld aus der ordentlichen Staatskasse, also Steuergelder. Kann und will sich der Kanton Bern tatsächlich ein so teures Strassenbauwerk leisten?

Wirtschaftlichkeit

Wie teuer darf eine Strasse sein, damit der Nutzen der schnelleren Erreichbarkeit nicht aufgefressen wird durch die Erstellungs- und Unterhaltskosten? Nicht beliebig teuer, jedenfalls. Die neuen Strassen werden die Fahrzeit nur um wenige Minuten verkürzen, soviel ist heute schon klar.

Grundwasser in Gefahr

Der Tunnel Oberburg wird im Grundwasserstrom unter der Emme gebaut. "Technisch alles im Griff", heisst es offiziell. Und was, wenn nicht? Gehen wir das Risiko ein? Andere Tunnel haben auch schon dazu geführt, dass das lebensnotwenige Wasser nicht mehr dorthin floss, wo man es haben will.

Augenmass

Es ist unbestritten, dass die Situation in Oberburg für die Anwohner und Anwohnerinnen verbessert werden muss. Ebenso unbestritten ist, dass der meiste Verkehr in Oberburg und Hasle Durchgangsverkehr ist. Andererseits rühmt sich der Kanton Bern für seine gelungenen Strassensanierungen innerorts in Wabern, Köniz und anderswo. Wieso soll das Gleiche in Oberbrug nicht auch funktionieren?

Verkehrsprognosen

Der Autoverkehr wächst nicht so schnell, wie noch vor wenigen Jahren angenommen, das zeigen neue Zahlen des Bundesamtes für Raumentwicklung ARE. Vielleicht wächst er bald gar nicht mehr, wenn andere Möglichkeiten und der öV populärer werden. Doch eine neue komfortable Strasse wird mehr Verkehr erzeugen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Raumplanung

Neue Strassen fördern erwiesenermassen nicht nur das Verkehrswachstum, sondern auch die Zersiedelung. Soll es denn im Emmental aussehen, wie im ganzen Mittelland? Eine intakte Landschaft ist das wichtigste Kapital des Emmentals, und ein attraktives stadtnahes Erholungs­gebiet gehört zu den Standortvorteilen als Arbeits- und Lebensraum.

Zufahrt - Wegfahrt - Durchfahrt

Eine kreuzungsfreie, zweispurige Autostrasse (ohne Langsamverkehr) ist attraktiv: als Zubringer für den Güterverkehr; als Wegfahrt für PendlerInnen in Richtung Bern und Zürich; aber auch als Umfahrungsstrasse für den Schwerverkehr ab Kirchberg in Richtung Thun oder Zentralschweiz.

Hasle

Im Dorf Hasle ist absehbar: Vor- und Nachteile halten sich die Waage. Der Verkehr wird aus der einen Dorfhälfte in die andere umverlagert, in der Summe bleibt er aber gleich gross. Es werden also künftig alle im Dorf die Auswirkungen des Durchgangsverkehr spüren. Wieviel ist uns diese "Verbesserung" wert?